Aus dem Neckertal gibt es Hinweise auf das Vorkommen von rund 800 Pflanzenarten. Das Spektrum reicht von den vielen gewöhnlichen und weit verbreiteten Arten über die Spezialisten der verschiedenen Lebensräume bis zu einigen wirklichen Besonderheiten der Region.
Die meisten Pflanzenarten wachsen auf ungedüngten Böden, Magerweiden, Streuwiesen, im lichten Wald, also ganz allgemein auf "Rüüchi", wie es im Toggenburg heisst. Je weniger wüchsig - desto besser. Ebenso: je mehr Licht, je mehr Platz ohne raschwüchsige Konkurrenz und je mehr Zeit zwischen zwei Holzschlägen, zwei Heuschnitten oder zwei Weidgängen.
Als Beispiele können die 35 aus dem Neckertal bekannten einheimischen Orchideen dienen:
Den lichten Wald bevorzugen z.B. das Weissliche und das Rote Waldvögelein. Das Langblättrige Waldvögelein kommt ebenfalls im lichten Wald vor und zudem auf trockenen Magerwiesen. Auf hochgelegenen Magerweiden tarnt sich mit unauffälligen, grünlichen Blüten die Grüne Hohlzunge (selten). Noch schwieriger zu finden sind die Korallenwurz (im Neckertal im Moment verschollen) und das Kleine Zweiblatt (verschollen), beide v.a. im lückigen, mageren Bergwald. Der Frauenschuh braucht in erster Linie sehr magere, sehr wenig genutzte Standorte – Rutschhänge, Streurieder, offener Wald. Die Weisse Sumpfwurz ziert viele Streuwiesen, ihre nah Verwandten, die Braunrote und die Breitblättrige Stendelwurz, viele Wegböschungen und andere magere Stellen im offenen Wald. Eine grosse Seltenheit, der Widerbart (verschollen), lebt als Parasit in humusreichen Wäldern, genau wie die Nestwurz, die jedoch häufig ist. Häufig, aber doch strikte auf Mager- und Streuwiesen beschränkt, sind auch die beiden Breitkölbchen (Grünliches B., Weisses B.) und die beiden Handwurz-Arten (Wohlriechende H., Langspornige H.). Selten sind dagegen wieder die Zwiebelorchis (erst kürzlich nach 100 Jahren wieder aufgefunden!), die Moosorchis (verschollen), die Weisszunge (verschollen), die Einwurz (selten), die Bienen- (verschollen), Hummel- (selten) und die Fliegen-Ragwurz (selten), die alle vorwiegend auf ungedüngten Weiden und Wiesen und im sehr lichten Wald wachsen. Schliesslich gibt es noch die Gruppe der Knabenkräuter mit mindestens acht Arten: das Breitblättrige K., Traunsteiners K., das Lappländische K. und das Fleischrote K. (selten) beschränkt auf nährstoffarme Flachmoore, das Kleine K. (selten) v.a. auf Magerweiden und das Schwärzliche K. (selten) allgemein auf sehr mageren Böden. Das Männliche K. wächst gern in Baum- und Gebüschnähe, und nur das Gefleckte K. ist einigermassen weit verbreitet, wenn auch nie im geschlossenen Wald oder auf gedüngtem Grünland. Fast ebenso verbreitet ist zudem das Grosse Zweiblatt. Zu guter Letzt wurde nim Neckertal auch einmal die Kugelorchis und erst ganz kürzlich die Herbst-Wendelähre und die Bocks-Riemenzunge gefunden, drei weitere seltene Arten der "Rüüchi".
Artenlisten Pflanzen:
Typisch für die ungedüngten Weiden, die Silberdistel.
Der Frauenschuh, wohl die bekannteste und die grösste einheimische Orchidee. Ihr Lebensraum sind meist schlechtwüchsige, halbschattige Standorte.
Im nassen, nährstoffarmen Moor findet man viele seltene und spezialisierte Pflanzen, wie hier das unauffällige Sumpfläusekraut.